Diese Einheit ist eine kurze, frei zugängliche Kostprobe des Bibel-für-alle-Kurses. Sie stammt aus dem ersten Modul, Einführung in die Bibel. Der Link zu dieser Einheit darf sehr gerne weitergeleitet und bekannt machen werden. Weitere Informationen zum Kurs und Möglichkeit zur Anmeldung gibt es auf www.bibel-für-alle.net.
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Einheit 8
Jesus: die Erfüllung von Gottes Heilsplan
- Die Schriften des Lukas
-
Gliederung des Lukasevangeliums
- Lukas‘ einleitende Worte an Theophilus (1,1–4)
- Die Geburtsgeschichten (1,5–2,52)
- Das Wirken von Johannes dem Täufer (3,1–20)
- Der Beginn von Jesu Wirken (3,21–4,13)
- Jesus in Galiläa (4,14–9,50)
- Jesu Weg von Galiläa nach Jerusalem (9,51–19,44)
- Jesus in Jerusalem (19,45–21,38)
- Jesu Kreuzigung (22,1–23,56)
- Jesu Auferstehung (24,1–53)
- Gottes Reich ist angebrochen, aber noch nicht vollendet
Einstieg
Welche Spannungen erleben wir als Bürger des Himmels, die noch immer in der Welt leben?
1. Die Schriften des Lukas
Der Schwerpunkt dieser Einheit wird auf dem Lukasevangelium liegen. Die nächste Einheit wird sich mit dem zweiten Teil von Lukas‘ Schriften, der Apostelgeschichte, befassen. Wir werden Lukas‘ Anliegen beachten, die Erfüllung der alttestamentlichen Hoffnungen in der Person und dem Wirken Jesu zu zeigen. Die Gliederung dieser Einheit versucht, einige von Lukas‘ Hauptthemen und -akzenten hervorzuheben. (Der gleiche methodische Ansatz ließe sich bei der Einführung in jedes der vier Evangelien anwenden.)
Lukas ist der einzige neutestamentliche Autor, der in ähnlicher Form und Länge sowohl die Geschichte von Jesus auf Erden als auch das Wirken des auferstandenen und aufgefahrenen Herrn in und durch seine Jünger wiedergibt. In vielerlei Hinsicht behandelt das Lukasevangelium dieselben Geschehnisse wie Matthäus, Markus und Johannes, obwohl es das längste und umfassendste Evangelium ist, das viele wichtige Abschnitte enthält, die in den anderen Evangelien nicht enthalten sind (z. B. 5,1–11; 7,36–50; 10,1–20; 15,1–18,14). Die Apostelgeschichte behandelt die Zeit, in der die übrigen neutestamentlichen Dokumente verfasst wurden. Ohne sie würden wir nur sehr wenig über den Apostel Paulus wissen, dessen Schriften im restlichen Neuen Testament überwiegen und der eine Hauptrolle bei der Verbreitung des christlichen Glaubens in der nichtjüdischen Welt spielte. In seinem zweibändigen Werk verknüpft Lukas die Geschichte Jesu mit der Geschichte der frühen Kirche. Dies erinnert uns daran, dass das christliche Leben nicht unabhängig von seiner Grundlage – Jesu Geburt, Wirken, Tod, Auferstehung und Himmelfahrt – verstanden werden kann, und dass die Geschichte Jesu im Blick auf ihre Errungenschaften verstanden werden muss.
2. Gliederung des Lukasevangeliums
Eine grobe Gliederung des Lukasevangeliums
Lukas‘ einleitende Worte an Theophilus | 1,1–4 |
Die Geburtsgeschichten | 1,5–2,52 |
Das Wirken von Johannes dem Täufer | 3,1–20 |
Der Beginn von Jesu Wirken | 3,21–4,13 |
Jesus in Galiläa | 4,14–9,50 |
Jesu Weg von Galiläa nach Jerusalem | 9,51–19,44 |
Jesus in Jerusalem | 19,45–21,38 |
Jesu Kreuzigung | 22,1–23,56 |
Jesu Auferstehung | 24,1–53 |
2.1 Lukas‘ einleitende Worte an Theophilus (1,1–4)
Lukas weist darauf hin, dass er einen wohlgeordneten und gründlich recherchierten Bericht über das Wirken Jesu geben wird auf der Grundlage von Augenzeugenberichten derjenigen, „die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind.“
2.2 Die Geburtsgeschichten (1,5–2,52)
Jüdischer Tradition zufolge hörte mit Ende des Alten Testaments die prophetische Gabe auf, und ihr Wiederaufkommen wurde erst mit dem Kommen des Messias erwartet. Das plötzliche Auftreten der Prophetie durch Maria (1,46–55), Zacharias (1,67–79) und Simeon (2,25–35) sowie die drei Engelsankündigungen (Lukas 1,11–20; 1,26–38; 2,8–14) bereiten den Anbruch des messianischen Zeitalters vor und legen den Schwerpunkt auf Jesus als den verheißenen davidischen König (z. B. 1,32–33; 1,68–75). Johannes der Täufer wird gesandt, um Israel vorzubereiten auf das Kommen des Herrn, um sein Volk zu retten (z. B. 1,14–17; 1,76–79). Der Herr wird sein Volk retten und für immer regieren durch die Person seines Sohnes (1,32–33) und Retters, der „Christus, der Herr“, ist (2,11).
Lukas stellt uns in diesen Kapiteln eine Reihe von gottesfürchtigen
Israeliten vor, die „auf den Trost Israels“ bzw. „auf die Erlösung
[Jerusalems] warteten“ (2,25.38). Mit anderen Worten: Diese Menschen warteten
noch immer auf das Ende des Exils (vgl. Jesaja 40,1; 52,9). Gott offenbart
ihnen im Baby Jesus die Gegenwart des Retters. Sein Kommen wird „ein Licht zur
Offenbarung für die Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel“
2.3 Das Wirken von Johannes dem Täufer
(3,1–20)
Lukas‘ Ankündigung „da erging das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias, in der Wüste“ (3,2) weist auf eine prophetische Berufung ähnlich der der alttestamentlichen Propheten hin (z. B. Jeremia 1,4–12). Johannes Wirken war jedoch einzigartig: Er war gesandt als Wegbereiter für Gottes endgültiges Kommen, um Gericht und Heil zu bringen, Jesaja 40,3–5 erfüllend (vgl. Jesu Zeugnis über Johannes in Lukas 7,24–28). Das Wirken des Täufers bedeutet das Ende der Ära von dem Gesetz und den Propheten und den Beginn einer neuen Ära, in der das Evangelium vom Reich Gottes verkündigt wird (16,16). Johannes‘ Predigt von der „Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ (3,3) bot seinen Zeitgenossen die Möglichkeit, „dem kommenden Zorn zu entfliehen“ (Vers 7), und bereitete sie auf den vor, der „mit dem Heiligen Geist und Feuer taufen“ würde (Vers 16). Johannes unerschrockene Predigten führten dazu, dass er in Herodes‘ Gefängnis landete (Verse 18–20).
2.4 Der Beginn von Jesu Wirken (3,21–4,13)
Als Jesus getauft wurde, identifizierte er sich mit denen, die auf Gottes kommendes Heil warteten und widmete sich der Aufgabe, dieses Heil zu ermöglichen. Die Salbung Jesu mit dem Heiligen Geist und die Stimme aus dem Himmel identifizierten Jesus als den, der die Rolle des „Gottesknechts“ erfüllen würde (vgl. Lukas 3,22 mit Jesaja 42,1). Außerdem wurde damit auf seine einzigartige Beziehung zu Gott als der „geliebte Sohn“ hingewiesen.
Übungen
Welche Erwartungen hat Jesaja, wie in der vorigen Einheit gesehen, geweckt? Welche Rolle spielt der „Gottesknecht“ bei der Realisierung dieser Erwartungen?
Der Stammbaum in 3,23–38 verfolgt Jesu Abstammung zurück bis zu Adam und betont so „die universelle Bedeutung von Jesus für die gesamte Menschheit und nicht allein für den Samen Abrahams“ (I.H. Marshall). Letztendlich muss die Botschaft über Jesus und alles, was er errungen hat, „unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem“ gepredigt werden (24,47).
Die Schilderung von Jesu Versuchung in 4,1–13 zeigt, dass er gekommen ist, um den Teufel sowie alle Mächte und Gewalten, die Gottes Volk in Knechtschaft halten, zu besiegen, damit sein Volk an der neuen Schöpfung teilhaben kann. Im Laufe seines Wirkens befreite Jesus Männer und Frauen aus den Klauen des Teufels (z. B. 4,33–36; 8,26–33; 13,10–17) und verkündete: „Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen!“ (11,20).
2.5 Jesus in Galiläa (4,14–9,50)
Nachdem Jesus „vom Geist in die Wüste geführt“ wurde (4,1), um dort mit dem Teufel zu kämpfen, kehrte Jesus „in der Kraft des Geistes“ zurück nach Galiläa (4,14) und begann sein öffentliches Wirken. Das Wesen und die Bedeutung seines Wirkens werden in der Predigt in der Synagoge von Nazareth und dem Folgegeschehen aufgezeigt (4,16–30). Jesus las aus Jesaja 61,1–2, einer wichtigen Prophezeiung über das endzeitliche Heil Israels in Verbindung mit dem „Gottesknecht“, und erklärte: „Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren!“ (Vers 21). Er legte damit nahe, dass er der war, der vom Heiligen Geist gesalbt war, „zu verkündigen das Evangelium den Armen“. Im ursprünglichen Kontext richtete sich diese Prophezeiung an die nach Babylon Weggeführten. Sie waren „die Armen“, „die Gefangenen“, „die Blinden“ und „die Zerschlagenen“, denen Freilassung, Sehkraft und Freiheit verkündigt werden musste. Im Blick auf Israel zu Jesu Zeit bedeuteten diese Worte, dass der Knecht Gottes gekommen war, um den durch die Folgen der Sünde und die Macht des Teufels Zerschlagenen Befreiung zu verkündigen. Wie er diese Errettung bewerkstelligen würde, sollte sich bald zeigen.
Lesen Sie Lukas 4,31–44. In den folgenden Kapiteln des Lukasevangeliums wird Jesu Wirken beschrieben. Er lehrt mit ungewöhnlicher Vollmacht und befreit Menschen von unreinen Geistern mit nichts weiter als einem Befehl (4,31–37). Er heilt überall, wo her hinkommt, die Kranken (4,38–40). Der Schwerpunkt seiner Predigten liegt immer auf dem Reich Gottes (4,42–44). Er vergibt Menschen ihre Sünde gegen Gott (5,20–26) und beruft die Ausgestoßenen der jüdischen Gesellschaft, ihm zu folgen (5,27–32). Er bringt mit seiner Verkündigung vom Reich Gottes eine Vielzahl der Segnungen in das Leben seiner Zeitgenossen, die in den alttestamentlichen Prophezeiungen mit dem Kommen dieses Königtums verbunden sind. In 7,22 fasst Jesus sein Wirken zusammen mit deutlichen Anklängen an Jesaja 29,18–19, 35,5–6 und 61,1: „Blinde werden sehend, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird das Evangelium verkündigt.“ Wenn er sein Wirken bereits so beginnt, wie wird er es dann wohl erst beenden? Etwas Großes muss bevorstehen.
Auf diese Zusammenfassung von Jesu bisherigem Wirken folgt die Herausforderung: „Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!“ (7,23). Von Anfang an riefen Jesu Worte und Taten bei einigen Zuhörern Feindseligkeit hervor (4,28–30; 6,1–11). Andere fragten sich vor allem, wer er sei (4,36–37). Die großen Menschenmengen, die zusammenkamen, um seine Lehre zu hören und geheilt zu werden (5,15; 6,17–19), wurden mit der Botschaft vom Reich Gottes und der Herausforderung konfrontiert, seine Worte zum Fundament für ihr Leben zu machen (6,46–49). Bald wurde deutlich, dass der Segen des nahenden Reiches Gottes schon im Voraus zugänglich war für die, die zu Jesus kamen. Manche kamen zu dem Schluss, „einer der alten Propheten sei auferstanden“ (9,18–19). Seine engsten Nachfolger hingegen schlussfolgerten, dass er „der Christus Gottes“ sei (9,20).
Recherche
Lesen Sie 9,18–27. Erinnern Sie sich an das bisher in Lukas 4–9 Gelesene.
- Wieso konnten die Jünger bekennen, dass Jesus der Christus war? Welche Nachweise hatten sie?
- Wieso gebot Jesus ihnen, „dies niemand zu sagen“?
- Wieso hatte Jesus bis dahin gewartet, um den Jüngern zu offenbaren, dass er leiden und sterben müsste?
Der aufrüttelnden Lehre über das Leiden Jesu folgt der Aufruf an die Jünger, bereit zu sein, an seinem Leiden teilzuhaben (Verse 23–27). Dieser Aufruf ist dringlich, weil das Reich Gottes sehr nahe ist (9,27). Die nächste berichtete Begebenheit offenbart Petrus, Jakobus und Johannes „etwa acht Tage nach diesen Worten“ Jesu wahre Herrlichkeit (Verse 28–34). Gott bestätigt damit, dass Jesus wahrhaftig sein Sohn ist, der erwählte messianische König, und dass die Jünger weiter auf ihn hören sollen (9,35). Diese Vision war ein Vorgeschmack der Herrlichkeit, die Jesus in seinem zukünftigen Reich haben würde.
2.6 Jesu Weg von Galiläa nach Jerusalem (9,51–19,44)
Der Mittelteil des Evangeliums beginnt mit der Bemerkung: „Es geschah aber, als sich die Tage seiner Wiederaufnahme [in den Himmel] erfüllten und er sein Angesicht [entschlossen] nach Jerusalem richtete, um dorthin zu reisen.“ Die „Wiederaufnahme“ bezieht sich auf die Himmelfahrt, den Höhepunkt des Evangeliums in 24,50–53. Jesus ging entschlossenen Angesichts nach Jerusalem im Wissen, dass ihn dort Leiden und Tod erwarteten. Dies war notwendig vor seiner Auffahrt zum Himmel und seiner himmlischen Herrschaft als Messias. Er ließ sich nicht abbringen davon, sein Ziel zu erreichen, obwohl er glaubte, dass er wie die anderen Propheten in Jerusalem umkommen müsse (13,31–33).
Bei drei Gelegenheiten auf dem Weg nach Jerusalem verkündete er Gottes Gericht über die Stadt dafür, dass sie Gottes Boten über viele Jahrhunderte hinweg verworfen hatte. Das unausweichliche Ende dieses Musters der Ablehnung würde die Verwerfung von Gottes Sohn selbst sein (13,34–35; 19,41–44; 20,9–19).
Lukas‘ letzter Reisebericht ist deutlich länger als die entsprechenden Abschnitte in den anderen Evangelien und enthält viel Textmaterial, das nur in diesem Evangelium vorkommt. Lukas verzeichnet für uns in diesem Abschnitt drei verschiedene Lehrtypen:
- Besondere Lehre für die Jünger (z. B. Lukas 11,1–13; 12,22–53),
- Lehre fürs Volk (z. B. Lukas 11,14–36; 14,25–35),
- Besondere Herausforderungen an die jüdischen religiösen Oberen (z. B. Lukas 11,37–54; 15,1–32).
Ein Höhepunkt dieses Abschnittes ist die Geschichte von Zachäus. Als er zu Jesus umkehrt, reagiert Jesus, wie folgt: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist“ (19,1–10). Zachäus ist einer der „verlorenen“ Israeliten, die Jesus, „zu suchen und zu retten,“ kam. Dieser Abschnitt endet mit Jesu Einzug in Jerusalem, der sehr an die Prophezeiung in Sacharja 9,9 erinnert und darauf hinweist, dass er wahrhaftig der verheißene König der Juden ist (19,35–40).
2.7 Jesus in Jerusalem (19,45–21,38)
Jesus reinigte den Tempel von den verschiedenen Missbräuchen und machte ihn zum Zentrum seines täglichen Lehrens (19,45–48). Seine Beliebtheit bei der Menge steht im Gegensatz zur Feindseligkeit der religiösen Oberen, die versuchten, seine Vollmacht infrage zu stellen (20,1–8) und ihn mit ihren Fragen zu fangen (20,19–40). Jesus nutzte die Gelegenheit, um von den Bedrängnissen zu sprechen, die die Welt allgemein und die Jünger insbesondere treffen würden mit dem herannahenden Ende der Menschheitsgeschichte (21,5–36). Das jüngste Gericht und die Erlösung von Gottes Volk werden geschehen, wenn der „Sohn des Menschen […] in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit“ kommen wird (21,27–28).
Die Evangelien hindurch bezeichnet Jesus sich selbst ständig eher indirekt
als „der Menschensohn“ (z. B. Lukas 5,24; 17,22–26). Dieser Titel
spielt auf die Vision in Daniel 7,13–14 an, in der einem, „gleich einem Sohn
des Menschen“ von Gott „Herrschaft, Ehre und Königtum“ gegeben werden, dass
ihm „alle Völker, Stämme und Sprachen“ dienen. Jesus beansprucht damit, dass
er dazu bestimmt ist, über die Welt zu herrschen und zu richten, und dass das
ewige Reich bzw. Gottes Herrschaft in seiner Hand sein werden. Paradoxerweise
muss er als der Menschensohn leiden und verworfen werden
2.8 Jesu Kreuzigung (22,1–23,56)
Sein letztes Abendmahl gibt Jesus die Gelegenheit, seine Jünger mehr über die Bedeutung seines bevorstehenden Todes zu lehren. Es hatte ihn „herzlich verlangt“, dieses Mahl mit ihnen zu halten, ehe er litt. Er erklärte, dass er es nicht mehr essen würde, „bis es erfüllt sein wird im Reich Gottes“ (22,15–16). Das Passahmahl war ein alljährliches Gedenken an die wundersame Errettung Israels aus der Gefangenschaft in Ägypten (2. Mose 12). Jesu Worte, als er für das Brot und den Kelch dankt, weisen darauf hin, dass in Kürze ein neues Erlösungswerk geschehen wird (22,19–20). Jesu Leib und Blut werden das Opfer sein, das den neuen Bund aus Jeremia 31,31–34 einleitet. Er spricht erneut davon, dass sein Tod „bestimmt ist“ (22,22), d. h. dass dieser ein wesentlicher Teil von Gottes Plan ist, der im Alten Testament offenbart wurde (Lukas 18,31–34; 24,25–27; 24,46–47). Jesus lenkt die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Prophezeiung in Jesaja 53 über das Leiden des Gottesknechtes und erklärt: „Denn ich sage euch: Auch dies muss noch an mir erfüllt werden, was geschrieben steht“ (22,37). Er geht als der Knecht Gottes seinem Tod entgegen. All diese Verheißungen aus alter Zeit erfüllen sich in seinem Opfertod.
Lesen Sie Lukas 23. Trotz der Betonung, dass Jesu Tod von Gott vorherbestimmt war, wird auch die Rolle des Teufels und des Judas Iskariot bei seinem Verrat betont (22,3–6). Die weitere Erzählung zeigt die Verantwortung der jüdischen Oberen, vom römischen Statthalter Pontius Pilatus und von König Herodes an diesem Fehlurteil. Obwohl viele über den Gedanken spotten, dass der gekreuzigte Jesus „der Christus […], der Auserwählte Gottes“ oder „der König der Juden“ sein könnte (23,35–39), erkennt einer der mitgekreuzigten Übeltäter: „Dieser aber hat nichts Unrechtes getan“ (23,40–41). Seine Bitte an Jesus, an ihn zu gedenken, wenn er in sein Reich kommt, weist auf ein richtiges Verständnis von Jesus als dem Christus hin. Jesus verspricht diesem Mann, dass er mit ihm am Paradies teilhaben wird, d. h. an der neuen Schöpfung, und dass er noch an diesem Tag in Gottes Reich eingehen wird (23,42–43). Das Bekenntnis des römischen Hauptmanns zu Füßen des Kreuzes verstärkt den Gedanken, dass Jesus ungerechtfertigt hingerichtet worden war: „Wahrlich, dieser Mensch war gerecht!“ (23,47).
2.9 Jesu Auferstehung (24,1–53)
Das leere Grab und die Erscheinung des Auferstandenen zeigen den außergewöhnlichen Sieg Jesu über den Tod. Der Schwerpunkt dieses Abschnitts liegt auf der Erfüllung von Jesu eigener Prophezeiung (24,6–7) sowie der Lehre des Alten Testaments (24,25–27; 24,44–46). Obwohl es für die Jünger nur schwer zu fassen war: „Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Gottes Heilsplan erforderte seinen Opfertod, damit der neue Bund aufgerichtet werden konnte, und „in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem.“ (24,47). Mit diesem Auftrag an seine Nachfolger und der Verheißung der Kraft des Heiligen Geistes, um diesen Auftrag auszuführen, fährt Jesus in den Himmel auf, um „in seine Herrlichkeit einzugehen“ und seine königliche Herrschaft auszuüben, die nie enden wird.
3. Gottes Reich ist angebrochen, aber noch nicht vollendet
Es wurde bereits ausreichend darauf hingewiesen, dass das Lukasevangelium die Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen durch Jesu Wirken betont. In unterschiedlichem Maße wird dies auch in den anderen Evangelien betont. Doch obwohl gezeigt wird, dass Jesus der verheißene König in der Linie Davids ist, der Gottes endzeitliches Heil bringt und Gottes Herrschaft über Israel einläutet, was Segen für alle Völker bringen wird, bleibt ein Spannungsfeld bestehen, das im Folgenden beleuchtet werden soll.
Jesus bereitet dadurch, dass er heilt und böse Geister austreibt und die Beziehung der Menschen zu Gott wiederherstellt, das Kommen der Neuen Schöpfung und des Reiches Gottes vor. Doch trotz Jesu Kommen gedeihen Sünde, Leid und Tod noch immer in unserer Welt. Jesus selbst spricht davon, dass das Reich Gottes mitten unter seinen Zeitgenossen sei (17,20–21), einfach weil er, der König, unter ihnen war und Gottes Kraft und Vollmacht ausübte (11,20). Selbst als die Jünger heilen und Jesu Botschaft verkündigen, kann man davon wahrhaftig sagen: „Das Reich Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen!“ (10,9). Jesu Predigten über das Reich Gottes laden dazu ein, in dieses Reich zu kommen und sich an dem damit verbundenen Segen zu erfreuen, bereits bevor es vollständig angekommen ist. Das Reich scheint schon jetzt, offen zu stehen.
Allerdings wird das Reich Gottes beschrieben als eine zukünftige Realität, die noch nicht da ist (z. B. Lukas 9,27; 11,2; 13,22–30). Es wird dargestellt als Festmahl, zu dem alle eingeladen sind, aber nur manche kommen (Lukas 14,15–24; 22,28–30). Der Zugang zum Reich Gottes ist beschränkt auf die, die angemessen auf Jesus reagieren (Lukas 14,25–33; 18,15–30).
Wie der Fürst im Gleichnis in Lukas 19,11–27 wird Jesus in Kürze sein Königtum erlangen und dann zurückkommen (Vers 12). Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt sind die Straße, die er gehen muss, um seine königliche Macht zu erlangen. Weil er jetzt schon als der herrliche und siegreiche Menschensohn regiert, wird er wiederkommen, um sein Volk zu sich zu holen. Das wird das Ende dieser Schöpfung, das jüngste Gericht und die Erfüllung von Gottes Heilsplan bedeuten (vgl. 21,25–28). Seine Nachfolger sind daher herausgefordert, in der Bereitschaft für das Kommen des Menschensohns zu leben (vgl. 21,29–36). Sie sollen ohne Unterlass beten, dass sein Reich komme (11,2) im Wissen, dass Jesu Herrschaft bereits aufgerichtet worden ist durch sein Erlösungswerk, und dass es dem Vater wohlgefällt, sie teilhaben zu lassen am Segen des Reiches Gottes (12,32–34). Weitere Schlussfolgerungen der Lehre vom „bereits/noch nicht“ des Reiches Gottes werden in den folgenden Einheiten untersucht.
Übungen
- Lesen Sie aufmerksam den Lobgesang des Zacharias in Lukas 1,67–79. Fassen Sie zusammen, was darin über Jesu Wirken ausgedrückt wird. Wie werden die Verheißungen an David und Abraham in Jesus erfüllt?
- Untersuchen Sie das Gleichnis in Lukas 20,9–19. Beantworten Sie die
folgenden Fragen.
- Wofür stehen der Weinberg und die Pächter?
- Warum werden die Knechte und der geliebte Sohn getötet?
- Welche Bedeutung hat das Zitat aus dem Alten Testament in den Versen 17 und 18?
Reflexion
Wie können wir einander ganz praktisch in unserer Nachfolge ermutigen im Spannungsfeld dieser Zwischenzeit, in der Gottes Reich angebrochen, aber noch nicht vollendet ist?